Puh, Glück gehabt! Als ich am Freitagabend meine Twitter-Timeline durchging, ist mir aufgefallen, dass es wieder Zeit für das Barcamp Bonn war. Glücklicherweise gab es noch Tickets, auch wenn sie nicht mehr online buchbar waren. Nachdem letztes Jahr das Bonner Barcamp bei der Deutsche Post statt fand, war dieses Jahr die Hochschule Bohn Rhein Sieg der Location-Sponsor. Neben einem bunten Strauß von Teilnehmern, habe ich viele neue Bekanntschaften knüpfen können und alte Bekannte wiedergetroffen, die ich häufig nur digital auf Twitter und Facebook lese. In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch etwas über die Sessions Heimautomatisierung, Bedingungsloses Grundeinkommen, Mastodon und der Sexy Bank erzählen, an denen ich teilgenommen habe. Natürlich gab es noch viele weitere tolle Sessions, leider ist das Klonen und Zeit reisen aber noch in den Kinderschuhen, weswegen ich auf die Blogbeiträge der anderen Teilnehmern angewiesen bin und sie gerne nach und nach in diesem gerne verlinke.
Heimautomatisierung
Ist das nicht cool, wenn Du „Alexa, guten Morgen!“ rufst, das Licht in der Küche angeht, dein Lieblingsradiosender abgespielt wird und die Kaffeemaschine sich einschaltet? Ohne viel Geld auszugeben ist das mit Amazons Echo, diversen WLAN-Steckdosen möglich. Wenn dann noch die Jalousien hochgefahren werden im ganzen Haus oder nur in der Küche, lebt man bereits im Traum eines jeden Geeks. Marcus Brühl hat uns hier als innogy Mitarbeiter mit den Grundlagen zur Heimautomatisierung versorgt. Wusstet Ihr, dass die WLAN-Steckdose im Heimautomatisierungs-Sprech „Aktor“ genannt wird?
Marcus setzt Zuhause FHEM auf einem Raspberry Pi als lokalen Server ein und kann die Jalousien, Heizungen und Licht in seinem Eigenheim steuern. Hängen geblieben ist mir vor allen Dingen, die Regeln für Aktionen einfach zu halten. Wenn man bspw. einstellt, dass die Jalousien um 6:30 Uhr hochfahren sollen, ärgert sich am Samstag oder Sonntag davon geweckt zu werden. Falls Du jetzt denkst: Klar, dann nimm den Sonntag und Samstag als Ausnahme raus, ärgerst Du dich spätesten am nächsten Feiertag oder wenn Du einen freien Tag hast. Hier bieten sich dann eher wie das vorhin erwähnte Szenario „Alexa, guten Morgen“, um das Hochfahren der Jalousien zu erweitern.
Eine sehr gute Idee, die Marcus umgesetzt hat, ist die Verwendung eines Whatsapp-Bots der auf Kommandos reagiert und sich damit auch das Haus von unterwegs einfach schalten lässt. Ebenso natürlich auch Informationen über WhatsApp zu bekommen. Hier gibt es Frameworks wie yowsup, die bei dieser Umsetzung helfen, ohne WhatsApp selbst hacken zu müssen, da es bisher noch keine offizielle API gibt.
Für Diejenigen, die technisch hier weniger begabt sind: Keine Sorge mit bspw. IKEA TRÅDFRI lassen sich solche Sachen auch ohne eigenen Server realisieren. Wichtiges Thema ist hier aber, dass Du Dir bewusst bist, wenn Du damit einen Cloud-Server nutzt, welche Daten du damit Preis gibst und was aus diesen Daten abgelesen werden kann. Wenn Du bspw. Kaffee kochst lässt sich dies im Stromverbrauchs-Diagramm sehr leicht sehen, da eine Kaffee-Maschine mehrere tausend Watt für eine kurze Zeit zum Brühen benötigt. Sowas ist erstmal nicht so schlimm, aber wenn Du dann realisierst, dass das Thermostat des Heizungsregler die Temperatur so genau erfasst, dass daraus nicht nur erkennbar ist, wann Du duscht, sondern wann Du auch auf Toilette gehst und ob es länger oder kürzer gedauert hat. Ihr wisst was ich meine. Eine Nicht-Bastler Lösung ist bspw. Homee, der wie ein Baukasten-Stecksystem funktioniert. Schaut Euch hierzu mal den Blogbeitrag vom Techblogger caschy an, wenn Ihr dem Cloud-Dienstleister nicht offenbaren wollt, wann Ihr unter Diarrhoe gelitten habt.
Bedingungsloses Grundeinkommen
Seit längerem beobachte ich die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen, abgekürzt BGE. Dabei erhält jeder, egal ob Großverdiener oder Arbeitsloser, einen Betrag von ca. 1.000 Euro monatlich. Das was mir am BGE so gefällt ist die Wegnahme des Leistungsdrucks und vor allem die Existenzsorge der viele Menschen plagt. Warum haben wir denn so eine hohe Quote an psychologischen Erkrankungen? Stephan Hellmann hat uns hier durch die Session geführt und uns mit den Grundlagen versorgt. Mir war nicht bewusst, dass die Theorie bzw. Idee des bedinungslosen Grundeinkommens bereits über 40 Jahre alt ist. Auf die häufige Frage „Wie soll das finanziert werden?“ nannte er auch eine bisher mir unbekannte Idee: die Einführung einer Roboter- bzw. Automatisierungssteuer. Das ist natürlich eine Umverteilung des Geldes von den Unternehmen, die stark von der Automatisierung profitieren.
Der nächste Knackpunkt ist die Frage, ob trotzdem noch Menschen arbeiten gehen und nicht unsere komplette Wertschöpfungskette zusammenbricht. Stephan führte hier bekannte Persönlichkeiten wie Goethe, Da Vinci oder Leonardo an, die finanziell unabhängig waren und ihre Freizeit dazu verwendet haben großartige Technologiefortschritte zu entwickeln. Ich selbst glaube auch daran, dass der Mensch sich immer Arbeit sucht. Jeder möchte eine Aufgabe auf Dauer haben. Das Problem daran ist nur, dass wir alle zu schlecht von anderen Menschen denken und kein Vertrauen in die Anderen haben.
Ebenso müssten „Drecksjob“ wie z.B. Kanalreiniger, Altenpfleger oder Erzieher besser bezahlt werden. Dann würde Sie auch jemand wieder gerne machen. Für Stephan hat vor allem auch die Verabschiedung der 40 Stunden-Woche eine große Rolle gespielt, die uns produktiver macht. Heißt mehr Geld und weniger Arbeitsstunden für anspruchsvolle Jobs. Dann können Altenpfleger, Rettungskräfte und Handwerker auch bis zur Rente durchhalten.
Schnell wurde in der Session klar, dass die Diskussion sich schnell im Kreis dreht. Die einen glauben nicht daran, dass die Menschen trotzdem arbeiten, die Anderen halten es für nicht finanzierbar. Einig waren wir uns aber alle über die Vorteile des BGE. Es fehlt ein repräsentatives Experiment, wo ein ganzer Staat wirklich das BGE einführt. Die bisher vereinzelt durchgeführten Experimente von der Schweiz und Finnland, zeigen die Finanzierbarkeit bspw. nicht vollumfänglich und dauerhaft auf.
Mastodon, die Twitter-Alternativ-Droge
Sascha, Wolfgang und ich dachten uns, dass wir in einer Session das dezentrale Social-Media Netzwerk Mastodon vorstellen. Einige haben sich darunter Drogen auf Grund der Namensähnlichkeit zu Methadon vorgestellt. Ein paar Nerd-Kollegen kannten den Kurznachrichtendienst bereits. Mastodon ist eine Kurznachrichten-Social-Media Plattform, die auf mehreren Servern, sogenannte Instanzen installiert wird. Jeder, der etwas technisch versiert in Serveradministration ist, kann so eine Instanz aufsetzen. Der Vorteil bei diesem vielen Instanzen ist, dass sie die kulturellen und gesetzlichen Regeln entsprechend des Standorts abbilden können. Während Facebook nicht bedeckte Brustwarzen auf Bildern direkt löscht, weil es als sehr anstößig in Amerika gilt, haben wir in Deutschland damit weniger ein Problem. Während bei uns die Meinungsfreiheit eine stärkere Rolle spielt, fühlt man sich auf deutschen Instanzen wohler.
Das schöne an Mastodon ist auch: es macht einem nicht abhängig von einer Instanz. Gefallen einem die Community-Regeln nicht mehr, kannst Du deinen kompletten Account exportieren und auf einer anderen Instanz wieder hochladen. Genial ist auch, dass Mastodon keine Werbung vorsieht. Es gibt keine „Sponsored-Tweets“ oder Anzeigen, die einem in die Timeline gespült werden. Abschließen sei aber noch zu sagen, dass Mastodon kein Twitter-Killer ist. Zumindestens solange nicht, bis dass es vielleicht eine massive AGB-Änderung bei Twitter gibt, die uns deutschen Nutzern sauer aufstoßen könnte.
Ukulele und Podcasts
Gunnar hat während des Barcamp Bonns in einer Session einen Live-Podcast aufgenommen, in denen die Teilnehmer und er über Kampfdrohnen und der dazugehörigen ethischen Fragen, dem bedingungslosen Grundeinkommen und der Beantwortung der Frage durch die Teilnehmer, „Was würdest Du tun, wenn Du König von Deutschland wärst?“, was zu dem Format in seinem utopischen Podcast „König von Deutschland“ gehört. Übrings stammt das Aufmacher-Bild, das ich hier von der Sessionplanung zeige von Gunnar Sohn und ist unter der Creative Commons zur freien Verfügung lizensiert.
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Mein alter Bonner-Bekannter Walid hat zusammen mit Uwe eine Session für Ukulele-Anfänger gehalten.Das Schöne an der Ukulele ist, dass sie nicht teuer ist und schnell erlernt werden kann. Innerhalb der Session haben alle Teilnehmer an der Ukulele spielen lernen können, denn Uwe und Walid organisieren zusammen den Bonner Ukulelentreff.
height=200Das schreiben die anderen
- Sven war als Schülerpraktikant auf dem Barcamp und berichtet vom Freitag mit dem Thema Bildung. Die Schülersicht finde ich spannend.
- Corinna war für den O’Reilly Verlag wieder vort Ort und fasst Ihre erlebten Session schön zusammen
- Mélina berichtet von der Hip-Hop Session, die einen Einblick hinter die Kulissen der Rap-Szene gibt
- Asngar erzählt von der Podcast-Session und vielen weiteren. Dort findet Ihr auch viele weitere Links zu medialen Inhalten, um das Barcamp Bonn nacherleben zu können.
- Pia zeigt super, dass das Barcamp Bonn gerade auch für Kinder geeignet ist
- Olav zeigt den Kids, was mit Mikrocontrollern und Python möglich ist
- Kristine erläutert neben ihren besuchten Session, dass am Barcamp das Tolle die Menschen sind, die es besuchen
- Mitorganisator Johannes gibt einen Einblick hinter die Kulissen und erklärt, dass dieses Jahr die Organisation nicht leicht war
Vielen Dank an Johannes, Sascha und Sponsoren
Vielen Dank an Sascha, Johannes und Hannah von Bonn.Digital, die als Organisatoren das Barcamp Bonn für uns als Austausch-Plattform ermöglichen. Ich weiß, dass da viel harte Arbeit drin steckt und ihr das ehrenamtlich macht. Ein Dank gilt natürlich auch den vielen Sponsoren wie der Deutschen Post, der Hochschule und vielen Weiteren, ohne deren finanzielle Unterstützung wir auf dem Trockenen und ohne warmer Mahlzeit kein gutes Barcamp erleben könnten. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns alle nächstes Jahr in Bonn wiedersehen.
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