Ich erinnere mich noch vage an den Start von Windows XP und war damals überrascht, wie schnell unsere neue Realschule in Hövelhof bereits auf dieses Betriebsystem geupdatet hat. Als ich dann mein Abitur an einem Berufskolleg weiter machte, merkte ich bereits, dass dies nicht selbstverständlich ist. Dort läuft wahrscheinlich sogar jetzt noch Windows 2000 auf den Rechnern in den Computerräumen. Ich hatte Windows XP ebenfalls sehr viele Jahre im Einsatz und war ein chronischer Windows Vista-Verweigerer. Microsoft hat viel aus dem Vista-Desaster gelernt und schob dann Windows 7 nach. Am heutigen Tag ist aber definitiv Schluss mit Windows XP und bekommt mit dem Microsoft Patchday heute die letzte Ölung in Form von den allerletzten Sicherheitsupdates. Aus, vorbei!
Schluss, so plötzlich?
Microsoft unterstützt Betriebssysteme 10 Jahre lang. Von welcher Software kann man das sonst noch behaupten? Eigentlich sollte es mit Windows XP bereits 2011 vorbei sein. Der Aufschrei der Nutzergemeinde war aber so groß, dass Microsoft die Gnadenfrist für XP auf den heutigen Tag, den 08. April 2014, verlängerte. Der „Extended Support“ umfasste allerdings nur noch Sicherheitslücken. Seit dem dritten und letztem Service Pack gab es für Windows XP keine neuen Funktionen mehr nachgeliefert. Seit dem 08. März 2014 bekommen Windows XP-Nutzer eine Pop-Up-Nachricht, dass es mit dem Support von Windows XP endgültig zu Ende geht.
Windows XP hat noch 27,7 Prozent Marktanteil weltweit
Trotz des lang angekündigtem Ende von Windows XP ist das veraltete Betriebssystem immer noch auf Platz 2 bei der Verbreitung von Windows-Systemen mit einem Marktanteil von 27,7 Prozent. Den Großteil mit fast 50 Prozent macht hier – zum Glück – Windows 7 aus. Wie kommt es aber, dass sich eine dermaßen veraltete Software immer noch hält?
Dazu gibt es mehrere Feststellungen und Theorien. Eine Feststellung seitens Microsoft ist es, dass viele Nutzer gar nicht wissen, dass sie Windows XP einsetzen und dass der Support bald endet. Theorien meinerseits sind: Bequemlichkeit und mit Sicherheit bei einigen die alte EDV-Weisheit „Never change a running system!“ Die Statistik beruht übrigens auf Erhebungen von Netmarketshare, die Windows XP-Nutzer auf Webseiten erfasst. Offline-Rechner werden also nicht erfasst.
Mit Windows 7 bietet Microsoft durchaus ein wechselwürdiges Betriebssystem an. Auch Windows 8.1 ist nicht so schlecht, wie der vorauseilende Ruf. Selbst ich bin seit gestern auf Windows 8.1 umgestiegen und bisher positiv überrascht.
Sicherheitsrisiken beim Weiterbetrieb von Windows XP
Die Risiken Windows XP weiter zu betreiben liegen größtenteils bei der Sicherheit. Internet-Kriminelle sind kreativ und werden mit Sicherheit weitere Schwachstellen in Windows XP finden. Dann können sie den guten alten Windows XP-Rechner von den technikfernen Eltern oder Großeltern in einen Zombie eines Botnetzwerkes verwandeln. Oder die Bankdaten abschöpfen. Um Himmelswillen, bitte kein Online-Banking mit Windows XP mehr durchführen. Das wäre in meinen Augen grob fahrlässig.
Die gefühlt grenzenlose Unwissenheit und Ignoranz wurde mir persönlich auf der CeBIT-Pressekonferenz von Microsoft zum Thema „Windows XP – End of Support“ dieses Jahr um die Nase gepfeffert. Hier fragte ein älterer Journalist ernsthaft, warum denn nach 10 Jahren immer noch Schwachstellen in Windows XP auftauchen. Are you serious? In 14 Millionen Zeilen Code von Menschen programmiert, können sich nun mal Fehler einschleichen und die Kreativität von Kriminellen kennen keine Grenzen diese auch zu entdecken.
Monatlich hat Microsoft im Schnitt ca. 40 bis 50 Änderungen für Windows XP am Patchday ausgeliefert. Damit wurden größtenteils Sicherheitslücken geschlossen. An diesem Fakt sollte man sich bewusst machen, dass man ohne Update-Unterstützung seitens Microsoft mit dem Feuer spielt. Das wissen auch die britische und niederländische Regierung sowie das Land Niedersachen und Berlin. Diese haben einen individuellen, erweiterten Support-Vertrag mit Microsoft geschlossen, der sie auch nach dem 08. April mit Sicherheitsupdates versorgt. Teil des Vertrags ist allerdings auch bald auf eine neuere Windows-Version zu upgraden.
Für Draufgänger: Weitersurfen mit Windows XP
Auch wenn es sich hier so anhört, als wenn ich Euch unbedingt zum Update bewegen möchte, gebe ich den Draufgängern oder besser gesagt den Bequemen unter Euch auch Tipps, wie ihr zumindest die Sicherheit von Windows XP ohne Support erhöhen könnt. Ihr solltet nicht den Internet Explorer 8 nutzen, stattdessen lieber einen zeitgemäßen Browser wie Firefox oder Chrome.
Adobes Flash sollte immer aktuell gehalten werden, genau wie der Virenscanner. Letzteres ist übrigens kein Garant für Sicherheit. Wenn ein Exploit das Betriebssystem aushebelt, nützt auch kein Anti-Viren-Programm mehr. Hat der Rechner natürlich keine Internetverbindung, weil er bspw. in einer Lagerhalle zur Erfassung des Bestands genutzt wird, ist man relativ aus dem Schneider. Es besteht aber immer noch eine kleine Gefahr via USB-Stick oder sonstigem Datenmedium sich XP-Viren einzufangen.
95% aller Geldautomaten laufen mit Windows XP
Zu den Draufgängern gehören auch unsere systemrelevanten Banken. Da die Geldautomaten aber nicht ans Internet angeschlossen sind und sowieso jeder Datenaustausch am Automaten unterbunden wird: Keine Gefahr! Ihr könnt also weiterhin ohne Sorge Euer Geld abheben. Wenn man bedenkt, dass Banken auch noch Programme in der uralt Programmiersprache Cobol am laufen haben, ist das auch nicht verwunderlich, dass sie noch rückständiger als unsere Regierung sind. „Never change a running system!“.
Upgraden: Die Möglichkeiten
Microsoft stellt in Zusammenarbeit kostenlos die Umzugssoftware „PCmover Express“ zur Verfügung, mit der sogar ein „Inplace-Update“ auf neuere Windows-Versionen möglich sind. Damit ist gemeint, dass Dateien und Software nach Upgrade vorhanden bleiben. Allerdings muss die Software auch dann die neue Windows-Version unterstützen. Die Frage ist nur, auf welche Windows-Version soll geupdatet werden? Ein Aufschluss gibt eventuell die Lebenszyklus-Tabelle von Microsoft:
Windows-Version | Aktuellstes Update | Auslaufen des grundlegenden Supports | Auslaufen des erweiterten Supports |
---|---|---|---|
Windows XP | Service Pack 3 | 14. April 2009 | 08. April 2014 |
Windows Vista | Service Pack 2 | 10. April 2012 | 11. April 2017 |
Windows 7 | Service Pack 1 | 13. Januar 2015 | 14. Januar 2020 |
Windows 8 | Windows 8.1 | 09. Januar 2018 | 10. Januar 2023 |
Die Frage ist natürlich auch, was für Hardwarekonfigurationen beim alten XP-Rechner berücksichtigt werden muss. Eventuell lohnt es sich einen neuen PC anzuschaffen. Rechner die quasi nur als Internetzugang und Schreibmaschine fungieren, gibt es für schmale 200€ auf denen Windows 7 und 8.1 läuft. Ein Update auf Windows Vista würde ich nicht empfehlen.
Alternativ kann man natürlich auch auf Linux umsteigen. Das ist kostenlos und läuft auch auf der ältesten Möhre. Ich vermute aber mal, dass die Nutzer des XP-Rechners dann eher nicht zu den Technikaffinen gehört, denen ich dann zum Linux-Umstieg raten würde.
Fazit
Updaten ist angesagt! Oder schlimmsten Falls den XP-Rechner „wetterfest“ machen gegen eventuelle Angriffe. Wenn ich so die Kommentare von Artikeln zum Ende von Windows XP lese, stolpere ich über Erfahrungen, dass Windows XP Rechner noch an sensiblen Stellen im Einsatz sind. In der Arztpraxis beispielsweise, wo der Rechner auch für den Internetzugang genutzt wird. Habt Ihr sowas auch schon beobachtet?
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Eiegtnlich ist es echt schade das Windows XP jetzt nicht weiter "gepflegt" wird. Wäre Windows Open Source würde ich vielleicht weiterhin daran arbeiten, da ich mich damals genau wie du auch strikt gegen Vista gewehrt habe. Einserseits bin ich aber auch froh, das Windows XP nicht weiter gepflegt wird, da so die Kunden, die noch den Uralten IE nutzen, entlich von der Bildfläche verschwinden und man entlich mit dem neuen Webstandart arbeiten kann, ohne einen Großteil der Kunden auszuschließen.
Windows XP? Du hast immer gut gedient und bist meiner Meinung nach, immernoch das Stabilste OS das es gibt! R.I.P †
Jaja, das gute alte Windows XP. Schade, dass Windows hier gesagt hat, wir deaktivieren den Support. Aber was wirklich dahinter steckt, ist doch eigentlich klar. Strategisch will Microsoft sein neues Betriebssystem pushen. So richtig eingeschlagen ist es bisher noch nicht, weil viele mit der neuen Desktop-Oberfläche nicht einverstanden sind. Außerdem laufen auch viele Behördenrechner noch mit XP.
Hallo zusammen,
ein wunderbarer Beitrag zum Windows XP. Ich habe es geliebt,... wie in allen Betriebssystem war es in den Anfangstagen etwas holprig, aber mit SP3 für mich ein absolutes, zuverlässiges System.
Ich muss "Timeout" recht geben, dass damit endlich alte IE Versionen nach und nach vom Markt verschwinden werden. Gerade im Bereich Webstandards, die ja auch in aktuellen Browser nicht alle zu 100% gleich sind, wurde es Zeit auf eine neue Generation zu wechseln.
Alerdings muss ich auch den Aspekt der veralteten PC Systeme in Behörden und öffentlichen Einrichtungen hinweisen, wie bereits Florian so treffend schreibt, gibt es dort immernoch eine Vielzahl an Systemen im Einsatz.
Wir dürfen gespannt sein, was die Zukunft bringt,... Windows 9 wurde ja bereits angekündigt.
Wenn man den ersten Berichten Glauben schenken darf, geht es wieder zurück zur gewohnten Desktop Oberfläche!?
Viele Grüße
Stefan