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ARD Markencheck zu Apple

Heute lief der über den Tag bereits häufiger angekündigte Markencheck zum Unternehmen Apple. Es gibt wohl kaum jemanden in jüngeren Jahren, dem die Marke nichts sagt. Die Redakteure haben Apple auf den Prüfstand gestellt und geschaut, ob Apple einfach zu bedienen, fair und preiswert ist, und wie es „infiziert“.
Apple ist ein interessantes Unternehmen und ich teile häufig die Geschäftspolitik des Riesenkonzerns nicht. Allerdings war der Markencheck der ARD so einseitig und teilweise sehr schlecht gemacht, dass ich mir mit diesem Blogeintrag erstmal Luft machen möchte.

Apple infiziert

Die ARD geht natürlich dahin, wo die Menschen sich wohl anscheinend nur für eine Marke entscheiden können, nämlich in einemDesign-Studiengang und zeigt im Anschluss campierende Fans vor Apple Stores. Ganz ehrlich? Das ist nichts Neues und ich kann mich auch daran erinnern früher bei ALDI eine Stunde vor Ladenöffnungszeit gewartet zu haben, dass ich noch einen Medion-PC abbekomme. Klar, das ist nicht so krass, wie 12 Stunden vorm Apple Store zu warten oder länger, aber durchaus verständlich, bei echten Fans mit riesiger Vorfreude.

Apple überzeugt hauptsächlich über das Design und der Stabilität, in vielerlei Hinsicht. Dass das Betriebssystem bzw. iOS so stabil ist, liegt in meinen Augen aber auch daran, dass der Benutzer häufig gar nicht so viele Freiheiten hat bzw. Apple sie Stück für Stück  getestet nachliefert. So zum Beispiel die Möglichkeit FaceTime über die mobile Datenverbindung zu betreiben, was anfangs nur im WLAN möglich war.

Einerseits finde ich es frech von Apple das teilweise als bahnbrechende Neuheit zu verkaufen, wie FaceTime als Videotelefonie, was es lange Zeit vorher schon gab, andererseits macht Apple Einiges besser, wie eben eine stabilere, bessere Videotelefonie und die Bedienung im Allgemeinem.

Bis auf die Panne, die Apple sich mit dem Rausschmiss von Google Maps und einer fehlerbehafteten Maps-Software eingehandelt hat, ist es mir nicht bekannt, das Apple zuvor einmal etwas „Unfertiges“ bzw. „Verbuggtes“ für den Endkunden freigegeben hat. Das sieht bei anderen Unternehmen ganz anders aus. Man denke dabei mal nur an die Spiele-Industrie, die Spiele ausliefern, die erst mit einem nachgeschobenem Update spielbar sind.

Apple ist ein Unternehmen, das sehr viel wert auf gutes Design legt und hier nichts dem Zufall überlässt. Apple wirft dabei vielen anderen Unternehmen wie z.B. Samsung vor, Produkte zu kopieren. Das will ich auch gar nicht bestreiten, abgeguckt wird immer. Und das tut vor allem auch Apple. Nehmen wir mal die Taschenrechner-App auf dem iPhone, wo sich Apple von Braun hat „inspirieren“ lassen oder die Uhr-App auf dem iPad, wo Apple sich die Schaffnerkelle einer Bahnhofsuhr „ausgeliehen“ hat. Trotzdem hat Jonathan Ive sehr gute Arbeit geleistet und vor allem mit dem Design ein schönes, einheitliches Aussehen von iOs kreiert. Das fehlt mir vor allem, wenn ich Android -Geräte bediene, auf. Mir gefällt dieser „Einheitslook“, auch wenn viele diesen Einheitsbrei nicht mögen und die Vielfalt von Android schätzen.

Apple „infiziert“ die Leute, weil Qualität und gutes Aussehen geliefert wird. Apple hat es hier denke ich nicht verdient mit den Wort „infiziert“ in Verbindung gebracht zu werden, sondern eher das Wort „überzeugt“. Eine Krankheit ist Apple nun wirklich nicht, auch wenn einige „Hater“ das wohl so sehen.

Wie einfach ist Apple?

Die ARD nimmt hier einen rüstigen Rentner als Messlatte. Ok, das ist nicht repräsentativ und dem Mann fehlen die einfachsten Grundkenntnisse, aber warum wird dem guten Mann zum Vergleich kein alternatives Tablet gegeben? Wenigstens wird an der Fakultät für Mensch-Maschine-Wechselwirkung gezeigt, dass Android-Geräte nicht besser sind und das iPad in diesem Punkt das beste Tablet auf dem Markt ist. Da wirft man Apple wirklich allen ernstes noch vor, dass man ja noch besser sein könnte? Ja klar, wir alle können besser sein.

Auch ihr liebe ARD, die ihr nach meiner Meinung gutes Fernsehen im Vergleich mit Privatsendern macht, könntet bei dem ARD Markencheck wesentlich besser sein. Hätte Galileo bzw. ProSieben diesen Markencheck gemacht, dann wäre er sehr wahrscheinlich noch wesentlich oberflächlicher und einseitiger ausgefallen. Man kann sich immer steigern. Aber das kann man doch niemand vorwerfen, dass man es noch nicht getan hat, wenn es zuvor noch niemand anderes geschafft hat? Zumindest nicht als Kritikpunkt, wenn dann eher als Ansporn.

Ist Apple seinen Preis wert?

Kurz gesagt: Jein. Ich finde die Preise von Apple übertrieben, vor allem wenn es darum geht größeren Flashspeicher in ein Apple-Gerät zu bekommen. Das steht in keinem Verhältnis. Was ich beim ARD Markencheck aber vermisst habe, sind die Innovationskosten. Apple arbeitet hart daran und fragt sich, was man innovativer gestalten kann, erstellt Prototypen, beschäftigt eine Menge Ingenieure und testet die Produkte ausgiebig, bevor sie auf den Markt kommen. Das muss ein Unternehmen auch wieder an Kosten reinholen. Natürlich ist der Unterschied krasser von 152€ variablen Materialkosten zu einem Verkaufspreis von 649€. Das dabei auch Kosten für Verträge, Verkäufer, Marketing und und und entstehen, bleibt ebenfalls außen vor.

Ob ein iPhone preiswert ist, soll dann auch noch herausgefunden werden, wenn man es in ein Bierglas reinfallen lässt? Das ist wirklich sehr objektiv und macht jeder Smartphone-Nutzer täglich! Apple-Produkte halten viel aus und selbst nach zwei Jahren funktioniere die Geräte noch 1A. Das kann ich von meinem altem Motorola-Krzr leider nicht behaupten. Mein Samsung Galaxy SII zickte auch schon nach wenigen Monaten rum und setzt Touchscreen-Eingaben manchmal falsch um.

Ein höherer Preis als andere Smartphones ist für mich daher berechtigt, allerdings finde ich die Verkaufspreise für Smartphones generell zu hoch. Mehr als 400€ sollte es ein neues Smartphone nicht kosten.

Wie fair ist Apple?

Das leidige Thema Foxconn. Es wird immer wieder gerne in Verbindung mit Apple aus der Schublade geholt, um zu zeigen, dass Apple böse ist. Ich will diese Geschäftspraktik damit nicht gut heißen! Im Gegenteil, die hart arbeitenden Mitarbeiter bei Foxconn müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Andere „Global Player“ lassen aber ebenfalls bei Foxconn produzieren und dass wir durch niedrige Löhne, ein T-Shirt bei Kik für 5€ kaufen können, verdanken wir schon lange sklaven ähnliche Arbeit in China. Das müssen wir aber nicht an Apple festmachen, das ist schon lange Thema der Globalisierung.

Ich kann mich Sascha Pallenberg und Caschy nur anschließen: Die Dokumentation war ein Schuss in den Ofen. Oberflächlich, mit Scheuklappen gedreht und alles Andere als „investigativer“ Journalismus, was der letzte Beitrag zu fairer Arbeit wohl darstellen sollte.

Christopher Piontek: Ich bin ein technikbegeisterter Blogger, nebenberuflich (Fern-)Student der Wirtschaftsinformatik, hauptberuflicher Webentwickler und schreibe auf Bitpage.de gerne Technik-News, Tutorials und Reviews. Meine favorisierten Themen sind #Software, #Internet und digitale Fotografie.

Zeige Kommentare (10)

  • Vor allem haben die einfach mal die Kosten für Produktentwicklung und Design außen vor gelassen. Ich bin auch kein Apple fanboy, andere Hersteller haben einfach das bessere Preis Leistungsverhältnis. Die Sendung war aber einfach nur mies.

  • Was ich auch bescheuert finde: es wird so getan als sei apple nur iphone und ipad. Dass die ein eigenes OS für ihre computer entwickelt haben wurde nicht ansatzweise angesprochen und wenn man die mal aufgeschraubt hat, dann sieht man wie viel mühe sich da beim design und qualität gegeben wird. Traurig dass es für 1 euro pro stunde gebaut wurde, aber so ist das leider überall.
    Ein markencheck ohne vergleiche ist aber auch absolut überflüssig.

    In 1 stunde kann man so etwas auch nicht ordentlich machen. Ist doch klar dass die nur die negativaspekte rausfischen und damit es den meisten bürgern die damit nichts zu tun haben nicht auffällt, wird kurz erwähnt dass apple ein gutes bauchgefühl macht und fertig ist das gericht.

    Aber geschafft hat es die ARD. Die ganzen Leute, die schon von anfang an gesagt haben "einen angebissenen Apfel schmeiss ich sofort innen müll" - und wenn man denen ein mb geschenkt hätte, dann würden sie eh anders drüber reden - freuen sich jetzt ins fäustchen und die ganzen leute 50+, die kaum etwas mit technik zu tun haben und die nur die preise kennen werden direkt sagen Apple sei vergleichbar mit der Hölle. Hut ab ARD. Fast so gut wie Pro7.

    PS. Was bitte hat damit zu tun ob man seinen Akku selber rausnehmen kann mit "Ist XY seinen Preis wert?"
    Ich dachte außerdem man sollte elektrogeräte nicht in ein Bierglas werfen. :D

  • Nein, aber so funktioniert halt die Masche der Sendung hab ich das gefühl. Hab bis jetzt nur wenige checks gesehen aber bis jetzt war es immer so aufgebaut.
    Es wird einfach vieles außen vor gelassen. Das mit zb foxconn. Unwissende könnten jetzt echt denken dass nur apple mit denen arbeitet wie schon oben im artikel steht.

  • Die ARD hat sich da wirklich ein schwieriges Thema ausgesucht. Da könnte man schon eine Bachelor-Arbeit daraus machen. Trotzdem wären sie in der Pflicht gewesen ähnliche Bedingungen zu schaffen, wie halt ihrem Test-Rentner auch ein Android-Gerät zu geben.
    Es gibt auch wesentlich technikaffinere Rentner, die eventuell besser für den Test geeignet wären. Mich würde es freuen, wenn die ARD Stellung zu ihrem Markencheck beziehen würde, denn wir sind ja nicht die einzigen, die den Beitrag kritisch sehen.

    Btw.: Glückwunsch ihr seit bis jetzt die Top Kommentatoren diesen Monat. ;-)

  • Selbst wenn der Rentner Android, Windows und iOS verglichen hätte wäre das nicht repräsentativ.
    Das ganze hatte halt ein Niveau wie Galileo. Ich fands lustig das sie ein iPhone (Produktname) mit einem Samsung (Hersteller) verglichen haben. Und ich glaube sie haben nicht einmal den Begriff "Android" verwendet. Das Tablet hieß auch einfach nur "Galaxy". Es Lohnt sich nicht über die Sendung zu ärgern. Dumm nur, dass für sowas nun GEZ-Steuer erhoben wird.

  • @Mike ... eigenes OS entwickelt?
    Das wäre mir aber neu. Der Kernel von MacOS ist Open-Source und nicht anderes als ein UNIX Kernel.
    Die hatten in der Vergangenheit mächtig ärger am Hals, weil sie sich im grunde ein unix-system umprogrammiert haben, ohne den Code zu veröffentlichen (und das war schlicht und einfach Urheberrechtsverletzung).

  • Ja macOS benutzt einen Unix Kernel. Aber Unix ist erst kürzlich open source geworden, man ist aber nicht per Lizenz verpflichtet, den Code zu veröffentlichen. Unix ist keine freie Software sondern proprietär. (soviel dazu mit meinem Halbwissen)

  • Ich bin ja eine Art Applefanboy und habe mich deswegen gleich doppelt geärgert. Und auch mir war die fehlende Kompetenz der Filmemacher aufgefallen, denn wenn man Marke und Produkt durcheinanderwirbelt, dann sollte man besser die Wetterfee geben. :)
    Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer wohl der Auftraggeber für diese Appleverhaugeschichte war. Denn irgendwie schien es mir die ganze Zeit, als ginge es nur um böse Firma, spinnerte Fans. :)
    Naja, wir habens überstanden und ich glaube nicht, daß dieser Bericht irgendwen zu einem Applehater oder Lover machen konnte.
    Gruß, Max

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