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Der Umstieg. Zur Legalität. [Gastartikel]

Dieser Blogbeitrag stammt von Christian und beschreibt seinen Weg zu Apple. Danke an dieser Stelle für den tollen Beitrag.

Ganz selbst- und konsumkritisch soll dieser Beitrag über meinen persönlichen Wechsel zu Apple‘s oft-nachgesagten Bibel- und Bekehrgeräten berichten. Als jahrelanger Apple-Kritiker verstand ich oftmals diese unverschämten Preise und das geschlossene System nicht. Doch andere Systeme waren qualitätsmäßig einfach nicht zufriedenstellend.
Viel hat sich seit meinem ersten Apple-Gerät getan. Alles fing mit der Suche nach einem neuen Handy an. Der Boom der Smartphones interessierte mich sehr und ich wollte mein Fingerfett auf deren Bildschirmglas verteilen. Es war der große Reiz des großen Bildschirms – aber auch der große Kompromiss der doch nicht so ganz großen Akkukapazität.
Damals hatte ich ein Sony Ericsson K850i. Es war eines der Handys, die zwar einen Systemeigenen Browser besaßen, jedoch im Gesamtkonzept nicht stimmig umgesetzt wurde. WAP-Seiten begrüßten mich jedes Mal aufs neue und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ein neu-angeklickter Menüpunkt vollständig mit lästiger Text und Bannerwerbung vollgeklatscht war.

Als wir noch unsere Handy-Themes ausgewählt und selber gemacht haben

Durch wunderlichen Zufall passierte es dann: ich erwarb zu einem Spottpreis ein gebrauchtes iPhone 3GS – und ich bekam als Apple-Kritiker mein erstes Apple-Gerät.
Der Einstieg in die Smartphonewelt gelang mir spielerisch. Nur verstand ich nicht, wo man bei diesen iPhones Themes einstellen oder warum ich meinen Lieblingssong nicht bei einem Anruf aus den Lautsprecher plärren lassen konnte. Es war wie Himmel und Hölle gleichermaßen: ich konnte mein iPhone nicht vollständig auf meinen Bedürfnissen anpassen (kann ich bis heute nicht…) und doch war das Gesamtkozept so stimmig und logisch aufgebaut. Ich versuchte auch die bisher-bekannten Bestandteile zu finden: wie kann ich meine Kontakte auf der SIM-Karte speichern? Wo ist der
Akkudeckel? Und welche Songs könnte ich dann doch ausnahmsweise mal als Klingelton benutzen? Mittlerweile habe ich gelernt meine – scheinbar für Apple unnötigen – Bedürfnisse nach hinten zu stellen und Apple’s aufgesetzten Zwang, Klang und Farbe zu akzeptieren.

Kein Weg daran vorbei

Apple-ID, App Store, iTunes, Synchronisationen – Apple hat es geschafft mir deren System aufzudrücken. Ich konnte nicht einfach neue Musik über den Windows Explorer rüber ziehen.
Ich hatte noch einen alten Sony Walkman MP3-Player, mit dem das ging. 16GB Musik in zwei bis drei Stunden rüberschaufeln, so what? Aber als ich mein neues iPhone (32GB) befüllte, bekam ich eine Ahnung davon, warum das System sein musste. Knapp 20GB in gefühlt einer halben Stunde? Das war wirklich erstaunlich. Und wie durch Zauberhand fand ich auch meine erst-kürzlich erworbenen Songs auch auf meinem Telefon. Einzig das langsame iTunes raubte mir meine Nerven.
Ob das auch bei den Macintosh-Computern so lahm war?

Jailbreakin‘

Von meiner PSP wusste ich: man kann fast jedes System manipulieren. Man benötigte nur einen guten Exploid und ein Tool. So eröffnete sich die Welt der Jailbreaker für mich. Und plötzlich kam mir das iPhone nicht mehr so sperrig vor. Themes, Cracks, Manipulationen so weit das Auge reicht. Install0us half mir dann auch, Apps zu erhalten, statt beim App-Store zu bezahlen. Wirklich?
Man muss einiges tun, um eine illegale und gecrackte Version der App zu erhalten: über Install0us kam man auf dubiose Filehoster-Seiten, dessen scheinbar einziger Inhalt es ist, entweder mich in die Irre und zu weiteren dubiosen Seiten zu führen oder mich als Geheimdienstmitarbeiter als Entschlüsselungskünstler von verhunzten Captcha-Ausgaben einzusetzen. Beim Entschlüsseln des Captcha-Codes bekam man dann eine Crack-Version der gewünschten App. Oder auch nicht. Und das bei jeder App und jedem Update?

Der Weg zur Legalität

Im Fernsehen lief eine Reportage von Andreas Illinger – den Macher von Tiny Wings. Jeder kennt diese App und hat sie entweder gekauft oder gecrackt auf seinem iPhone. Er erzählte vom Erfolg seiner App und bat einen Einblick in seine eigene kleine Ideenschmiede. Und so langsam dämmerte es auch mir: die Leute verdienen mit wenigen Centbeträgen pro Person ihren Lebensunterhalt und stellen immer neuere Updates zum Nulltarif zur Verfügung.
Andreas hat sein Ruhm auch verdient – genauso wie alle alle anderen App-Entwickler, die mir mit jedem Tool oder jeder Idee den Alltag erleichtern und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern, die langweilige Momente versüßen und ein ungeahnt-nützliches Helferlein sind. Dafür bezahle ich auch gerne.
Mittlerweile habe ich alle zuvor illegal installierten Apps gekauft und so ein oder anderen Entwickler etwas gespendet.

Zuwachs

Irgendwann hatte ich mir interessehalber eine WD Settop-Box geholt. Damals war sie eine der besten die ich kannte – und dennoch war ich unzufrieden. Zwar konnte ich auf alle Medien – seien sie auf USB Sticks oder externe Festplatten – zugreifen. Aber um auch drahtlos auf Netzwerkgeräten zuzugreifen, musste ein WLAN-Stick gekauft werden. „Warum?“ fragte ich mich. Denn für ein W-Lan Modul wäre noch genug Platz direkt in der Box gewesen. Außerdem war das Menü hässlich und die kleine Box konnte auch nichts weiter. Mir war das nicht genug.
Irgendwann mal schlug ich zu: ein Apple TV der 2. Generation kam in meine vier Wände. Teils skeptisch probierte mich durch und aus. Ich konnte nicht auf meine Medien im Netzwerk zugreifen aber ich konnte auf einmal drahtlos die Inhalte meines iPhones auf dem Fernseher wiedergeben.
Die Geräte funktionierten zusammen und dennoch fühlte ich mich „betrogen“ – ist das wieder die Anti-Illegal-Beschränkung von Apple? Das Apple TV wollte sich nicht so recht in meiner Umgebung integrieren. Filme wollte ich lieber als Dateien statt via iTunes verwalten.
Dann die Lösung: durch Jailbreak konnte ich aTV auf die kleine Box installieren und hatte Zugriff auf all meine Medien!
Mittlerweile liebe ich diese kleine Box und verstehe nicht, warum Apple die Features von aTV Flash nicht selbst einbaut.

Pad Paradoxie

Während des gesamten Apple-Euphorismus eignet man sich einen wertvollen Schatz an. Die Apple-ID beinhaltet alles:
iCloud, gekaufte Produkte und sämtliche andere Informationen wie Kontakte, SMS oder wann du das nächste Mal ein wichtigen Termin hast. Und dann kam der Moment, an dem man seine Zwänge realisiert: man ist gefangen in der Welt der accountabhängigen Einkäufe.
Das, was man damals via eBay verticken konnte, war nichts mehr ohne den Account wert. Keine OVPs, keine Übertragungen – eine reine One-Hand Welt. Möchte ich diese aufgeben und mein dort investiertes Geld praktisch löschen? Soll ich zu Android wechseln, um doch nur einen anderen Account zu erstellen, mit dem alles wieder von vorne beginnen soll?

Als ich das erste Mal ein iPad sah, war ich angetan von diesem magischen Gerät. Es war viel mehr und doch auch viel weniger als ein vergrößertes iPhone. Apps hatten auf einmal einen wesentlich größeren Bildschirm zur Darstellung zur Verfügung. Natürlich habe ich mir auch ein Android-Tablet angeschaut, jedoch schreckte mich deren Ruckelgrafik ab, die mich – im Vergleich zum reibungslosen Betrieb des iPad – geradezu an schlecht-animierte .GIF-Grafiken erinnerte.
Auch die Bedienung habe ich beim Android-Gerät nicht auf Anhieb verstanden. Statt mich dort einfuchsen zu wollen, ließ ich es sein und liebäugelte mit dem iPad, das mich seither immer noch an einer Ausgeburt von Science-Fiction Visionen erinnert. Kurze Zeit später besaß ich solch ein Wundergerät und – wie durch Zauberhand – funktionierte auch diesmal alles miteinander. Synchronisationen zwischen Geräten, Apple-TV-Streaming – wie in einer sorglosen Welt ohne eigenes Zutun. Längst habe ich die schwierigen Anfänge vergessen. Seltsam, schon fast paradox, dass ich genau das Gerät mir kaufe, das sich in den Alltag am Besten einfügt. In den Alltag, den Apple geformt hat.

Anderes wird akut obsolet

Es ist schon seltsam: erst 2010 habe ich mir ein ausreichend-gutes Notebook von Sony gekauft, da ich mit meiner alten Tretmühle (ein in 2005 zusammengebauter und öfters modifizierter PC) nicht mehr zufrieden war seitens der Performance. Ich habe auch das Sony Notebook mit einer SSD aufgerüstet – und es war wirklich wahnsinnig schnell. Dennoch war ich mit dem Betriebssystem nie ganz zufrieden. Windows 7 und der schlechte Service von Sony beschäftigten mich in den vergangenen zwei Jahren unzählige Male.
Wieder und wieder wollte etwas nicht funktionieren; wieder und wieder durfte man erst einmal 10 Minuten warten, weil Windows irgendwelche Updates installierte und den PC neu starten musste.
Zudem nervten mich die unausgereiften Lösungen vieler Softwarehersteller: es gab keine störungsfrei-laufende Backup Lösung, die auch noch wirklich alles an wichtigen Daten und Einstellungen abspeichert. Iin Windows 7 fehlte ein einheitliches Adressbuch und ein Kalender. Und bei Thunderbird musste man sich notgedrungen diese Funktionen via Plugins dazu installieren, wovon jedoch vielleicht ein Zehntel der Plugins mit den aktuellen Versionen funktionierten. Es gab kein Outlook-Express mehr, das man als einfache Softwarelösung für den Mail-, Kontakt- und Kalenderdatenverkehr nutzen konnte. Zudem war jedes Notebook mit Werbesoftware zugemüllt, weswegen man dann Windows erst einmal komplett neu installieren musste, um es benutzen zu können und um unnötige Registry-Einträge zu vermeiden.
Ich wechselte kurzweilig die Betriebssysteme – von Windows zu Ubuntu, von Ubuntu zu Fedora. Ubuntu und Fedora waren für ihren kostenlosen Nutzen mehr als nützlich – aber nicht für mich. Viele Programme funktionierten nicht und ich hatte ständig irgendwelche Grafik- und Treiberprobleme. Selbst mit propietärer Softwarelösung (oder auch gerade durch..) gab es Probleme. Schlussendlich konnte ich mein Sony-Notebook zeitweilig als Kochplatte benutzen, obwohl die Systemlast ohne laufende Programme gegen 0 konvergieren sollte.
Irgendwann zwischen iPhone und iPad fing ich an mit den Macintosh-Rechnern von Apple zu liebäugeln. In Sachen zeitloser Eleganz machten den Jungs aus Cuppertino niemand etwas vor – und das System fing an, mich in den Bann zu ziehen: Eine Mischung aus Gnome- und Unity-Oberfläche, die auf den Workflow eines Menschen optimiert worden ist. Nur: muss ich hier ebenso viele Abstriche machen wie beim iOS-Betriebssystem, das in meinen kleinen mobilen Handhelden sitzt?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – ich wagte es, mehrfach einen Macintosh von einigen Quellen auszuleihen, um das System auf Herz und Nieren überprüfen zu können. Die knapp 1000-2000€, die man für eine vernünftige Kombination hinblättern muss, möchten schließlich gut überlegt sein.
Die Geräte waren im Durchschnitt 2-3 Jahre alt, liefen aber trotzdem wirklich sehr schön flüssig. Und dann war er da: der Moment des Erstaunens. Ich hatte einen Terminal, einige Pro-Anwendungen und ein logisch-konzipiertes System, das mir einen relativ schnellen Einstieg ermöglichte. Zudem waren die Support-Videos von Apple eine wirklich große Hilfe. Die Macintosh-Rechner lieferten mir alles, was ich benötigte: systemeigene, brauchbare Programme und die offene Freiheit, auch andere Lösungen nutzen zu können.
Kurz nach der Vorstellung der neuen Mac’s im Sommer 2012 hatte ich auch endlich mein Macbook Air in der Hand. Ja, in der Hand und nicht in den Händen!

The End?

Zuklappen, aufklappen, Kaffee schlürfen, schreiben, arbeiten, zuklappen, transportieren, aufklappen – ich fahre den Rechner mittlerweile nicht mehr runter. Er ist praktisch „always on“. Always on tour. Kurz ‚was notieren? Kein Problem!
Eine Webseite aufrufen? Zack, fertig!
Seit ich mein Macbook Air habe, denke ich nicht mehr über Systemprobleme oder irgendwelchen wünschenswerten Programmen nach. Viele Tools die ich benutze sind wirklich sehr gut auf die Möglichkeiten des Mac Betriebssystems abgestimmt und sind sowohl nützlich als auch optisch Hingucker.
Ich denke auch nicht mehr so oft über neue Geräte nach: mein mittlerweile vier Jahre altes iPhone 3GS ist noch immer im Einsatz, genauso wie mein iPad 2. Erst jetzt überlege ich, zumindest mein iPhone zu ersetzen. Es läuft zwar immer noch mit der aktuellsten OS Version, jedoch wird es langsam träge – und die Ansprüche an das Gerät nicht unbedingt weniger. Aber bei einem fast vier Jahren alten Taschencomputer ist es vollkommen legitim, nach einen Upgrade zu suchen.
Apple ist Magie und Fluch zugleich. Erst wenn man mit Apple in die Kiste springt, erhält man einen treuen Begleiter, der sowohl die Augen als auch im Alltag schmeichelt. Wehmütig sieht man jedoch vor allen bei den mobilen Begleitern als auch beim Apple TV, dass die Grenzen des Möglichen und praktikablen noch nicht vollständig ausgereizt sind.
Den rasante Workflow des Macbook sucht man hier vergeblich. Kleine Dongles und Helferlein im Notification-Center sind nur via Jailbreak nachrüstbar und auch die bisherigen Gerätschaften im nicht-Apple Haushalt können direkt nur via Jaibreak und Manipulationen sich in’s Gesamtkonstrukt einfügen.
Die Desktop-Geräte von Apple hingegen glänzen vollständig durch die Freiheit, die Apple ihnen mitgibt. Schade, denn gerade das mobile System hat es nötig, erweitert zu werden.

Christian:
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