Acer Chromebook R13 im Test: Lohnt sich das reines Online-Betriebsystem Chrome OS?

Dank freundlicher Unterstützung von notebooksbilliger.de, hatte ich die Gelgenheit das Acer Chromebook R13 ausgiebig zu testen. Es ist das erste Mal, dass ich ein Chromebook über längeren Zeitraum nutzen konnte. Als ich damals 2009 in einem Referat von ChromeOS in der Berufsschule während meiner Ausbildung zum Fachinformatiker hörte, war ich realitiv skeptisch. Ein Betriebssystem, dass im Prinzip nur aus Googles Chrome besteht? Könnte das eine Alternative zu Windows, Mac OS oder einer Linux-Distribution sein? Diese Skepsis teile ich auch nach dem Test immer noch. Der Nutzer muss der entsprechende Typ für Chrome OS sein. Dabei hat Acers Chromebook R13 für mich aber eine sehr gute Figur gemacht und hat ein vorbildliches Preis-Leistungsverhältnis.

Technische Daten

Die Hardwareausstattung ist stark auf lange Akkulaufzeit ausgelegt. So arbeitet der vierkernige Mediatek MT8173C ARM-Prozessor nach der big.LITTLE-Architektur. Zwei Kerne takten mit 2,1 GHz für anspruchsvolle Aufgaben, während die zwei langsameren Kerne mit 1,7 GHz die meiste Zeit akkuschonend die weniger rechenintensiven Aufgaben übernehmen. Die verbaute PowerVR-Grafikkarte GX6250 gehört mit Erscheinen Mitte des Jahrs 2014 allerdings schon zu den älteren Modellen. Das IPS-Display löst mit FullHD auf und verarbeite bis zu 10 gleichzeitige Berührungspunkte als Touchscreen. Der Arbeitsspeicher entspricht mit 4 Gigabyte dem Standard, während die 64GB eMMC -Speicher darauf hindeuten lassen, dass es sich mit ChromeOS um ein Online-Betriebssystem handelt. Zukunftsorientiert ist der USB Typ C-Anschluss, der zum Laden als auch Datentransfer genutzt werden kann.

BetriebssystemChrome OS
ProzessorMediaTek M8173C der mit vier Kernen auf 2,1 GHz taktet
Arbeitsspeicher4 GB LPDDR3
"Festplatte"64 GB Flash-Speicher
Bildschirm13,3 Zoll mit Full HD (1920 x 1080) Auflüsung und kapazitivem Touchscreen gepaart mit blickwinkelstabiler IPS-Technologie
GrafikImagination Technologies PowerVR GX6250, die ihren Speicher vom Arbeitsspeicher nimmt
Konnektivität802.11ac Wireless LAN, 1x USB 3.0, HDMI Anschluss und 1x USB 3.1 Type-C
Audio und Video1280 x 720 Webcam, Mikrofon und zwei Lautsprechern
Akku3-Zellen 4670 mAh Li-Polymer
Abmessungen (B x T x H)326 mm x 228 mm x 15,50 mm
Gewicht1,5 kg

Chrome OS und meine falsche Erwartungshaltung

Chrome OS kannte ich bisher nur in der Theorie. Das Betriebssystem besteht nur aus dem Chrome Browser, den dazugehörigen Erweiterungen aus dem Google Web Store und seit Mitte 2016 auch allen Android-Apps, die sich über den Play Store beziehen lassen. Obwohl ich das wusste, hatte ich eigentlich trotzdem erwartet weitere Programme installieren zu könne. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke völlig idiotisch: die Software muss die ARM-Architektur des Prozessors unterstützen. Selbst wenn es von Google so gewünscht wäre, gibt es da kaum etwas, was nicht im zu finden ist. Was mich aber enttäuscht hat ist, dass sich die Chrome Erweiterungen nicht in der Taskleiste für einen schnellen Zugriff anheften lassen. Das funktioniert nur mit Google Mail und Android-Apps.

Durch die Play Store-Integration und der einhergehenden Unterstützung für Android-Apps sind Chromebooks in meinen Augen erst zur Notebook-Alternative geworden. So lassen sich auch Office-Suites ohne Internetverbindung nutzen, Videos und Bilder bearbeiten oder Netflix offline schauen. Es ist dann doch so eine Art Kompromiss zwischen dem „always on“ und doch mal offline sein, wenn man gerade unterwegs ist. Hier bessert Google auch stetig nach. Haben sich früher noch Android-Apps „schlafen gelegt“ weil sie in den Hintergrund minimiert wurden – was beim und Tablet ein gewolltes und erwünschtes Verhalten ist – hat Google dieses Verhalten für Chrome OS verbessert und Apps laufen auch im Hintergrund noch weiter.

Der Google Play Store läuft allerdings nur auf „echten“ Chromebooks. Hierfür gibt Google den Hersteller wie Acer, Samsung und Co. eigene Hardwareanforderungen vor, sodass diese ihre „Notebooks“ Chromebooks nennen dürfen. So ist das Tastaturlayout ein bestechendes Merkmal: Capslock-, Druck-, Entfernen-, Pause-, eine „Windows Fenster“-Taste oder Bildlauftasten sind nicht vorhanden. Auch F-Tasten oder auch die Funktionskombi-Taste Fn sucht man vergebens. Daran gewöhnt man sich aber , denn im Prinzip hat Google diese „Zusatztasten“ zu Gunsten der Übersichtlichkeit verschwinden lassen. Stattdessen gibt es Sondertasten wie Vor- und Zurück-Navigationstasten und eine Vollbildmodus-Taste, die die App verkleinert oder in den Vollbild schaltet. Eine Übersichtstaste ordnet alle geöffneten Fenster temporär nebeneinander an, wie man es beim arbeiten mit virtuellen Workspaces bzw. Desktops gewöhnt ist.

Ein Chromebook muss innerhalb von weniger Sekunden hochgefahren sein und online gehen können. Das Acer Chromebook R13 schafft das problemlos. Es ist gefühlt sofort „da“. Zum Thema Chrome OS lässt sich abschließend sagen, dass es einen Spagat zwischen Tablet und Notebook hinlegt und es für die meisten Nutzertypen eine Alternative zu Windows, Mac und Co. bietet. Für mich als Webentwickler wäre es bspw. mit Cloud9 zwar möglich auch darunter zu coden, aber meine Entwicklungsumgebung ist hier mit virtualisiertem LAMP-Stack und PHPStorm total lokal getrieben.

So hat sich das Acer Chromebook R13 geschlagen

Ein wahrer Pluspunkt ist die extrem lange Akkulaufzeit von angegebenen 12 Stunden. Natürlich habe ich diese mit meinem Nutzungsverhalten nicht erreichen können und bin bei ca. 10 Stunden Akkulaufzeit gelandet. Positiv ist hier aber das Energiemanagement von Chrome OS und der verbauten Mediatek CPU aufgefallen. Es ist nicht nötig das Chromebook herunterzufahren. Es kann einfach permanent wie ein Tablet eingeschaltet bleiben, ohne das es zu großen Laufzeiteinbußen bezüglich des Akkus kommt. Die Webcam liefert ein gutes Bild, welches nur bei dunkleren Lichtverhältnissen anfängt zu rauschen. Das Mikrofon ist akzeptabel solange zur Webcam hin gesprochen wird, wo es auch verbaut ist.

Das Display hat einen akzeptablen Kontrast, während die Helligkeit allerdings zu wünschen übrig lässt. Das fällt vor allem im Freien auf, wenn es ja nach Umgebung schon mühsam sein kann, den Bildschirminhalt zu erkennen. Sehr angenehm ist die passive Kühlung des Chromebooks, sodass es Geräuschemissionen nahe Null gibt. Trotz Fehlen eines sich drehenden Lüfters steigt die Temparatur auf der Oberfläche der Unterseite unter andauernder Volllast gerade mal auf ca. 29,4 Grad  an. Das ist auf den Schenkeln mehr als angenehm und ein weiterer Pluspunkt.

Einen Abzug in der B-Note gibt es für die Grafikkarte, die sich ihren Speicher vom Arbeitsspeicher ausleiht, und bei hochauflösenden 1080p Videos hier und da am Anfang mal ruckelt, bis wahrscheinlich Chrome OS genügend Resourcen zur Verfügung gestellt hat. Da Chromebooks sowieso nicht für Videobearbeitung ausgelegt sind, ist das ein verschmerzbarer Abzug. Der Sound ist mit seinen Stereo-Lautsprechern, die links und rechts an der Unterseite verbaut sind, sehr ordentlich. Lediglich bei maximaler Laustärke klingt es leider belchern, was dem Platzangebot in einem leichtgewichtigem Notebook geschuldet ist.

Bilder

Edle Verarbeitung, aber keine beleuchtete Tastatur

Eingangs erwähnte ich bereits, dass das Chromebook R13 ein gutes Preis-Leistungsverhältnis besitzt. Das liegt nicht nur an dem IPS-Panel und der Convertible-Möglichkeit es als Tablet umzuklappen, sondern auch an dem gut verarbeiteten Aluminium-Gehäuse, dass das Chromebook sehr wertig erscheinen lässt und sich gut anfühlt. Allerdings merkt man an der Unterseite schon, dass sich mit leichter Kraft das Gehäuse etwas eindrücken lässt. Hier sehe ich das aber als guten Kompromiss zwischen Preis und Wertigkeit.

Dem entgegen ist wirkt das Display-Schanier absolut robust und sollte das Chromebook lange als Convertible nutzen lassen. Ein Wehrmutstropfen ist für mich allerdings die nicht-beleuchtete Chiclet-Tastatur. Sie ist genau das, was ich bei einem Notebook im mittlerem Preissegment erwarte, aber eine Beleuchtung ist für mich ein absolutes Muss.

Fazit

Chrome OS kann für viele Nutzer eine Alternative sein, wenn sie einen Hybriden zwischen (Android-)Tablet und Notebook haben möchten. Die Dateien in der Cloud zu halten sollte für die Meisten sowieso zum Standard gehören. Das geht nativ mit Google Drive, Dropbox oder . Mit dem Google Playtore wird allerhand Software geboten. Die gute Verarbeitung und die stimmige Hardware sprechen absolut für Acers Chromebook. Der Flash-Speicher ist mit 64 Gigabyte auch genau richtig dimensioniert, um auch einige platzhungrige Android-Apps installiert zu haben. Das Acer Convertible-Chromebook R13 ist zu einem Straßenpreis von derzeit ca. 475 Euro, wie es derzeit auch Notebooksbilliger.de anbietet, die mir für diesen Test das Chromebook geliehen haben.

Veröffentlicht von

Christopher Piontek

Ich bin ein technikbegeisterter Blogger, nebenberuflich (Fern-)Student der Wirtschaftsinformatik, hauptberuflicher Webentwickler und schreibe auf Bitpage.de gerne Technik-News, Tutorials und Reviews. Meine favorisierten Themen sind #Software, #Internet und digitale Fotografie.

5 Gedanken zu „Acer Chromebook R13 im Test: Lohnt sich das reines Online-Betriebsystem Chrome OS?“

  1. Ich durfte einmal ein Chromebook von Toshiba testen und fand auch da die lange Akkulaufzeit und das leichte Gewicht super. Chrome OS ist nicht direkt ein Nachteil, nur weil es ein browserbasiertes Betriebssystem ist. Wie du schreibst, ist er auch offline gut zu gebrauchen.

  2. 10 Stunden Akkulaufzeit ist natürlich nicht schlecht, aber dass „Dateien in der Cloud zu halten sollte für die Meisten sowieso zum Standard gehören“ glaube ich nicht – die meisten haben es nach wie vor auf der Laptop (oder externen)-Festplatte – unter anderem aus (berechtigter) Angst, dass private oder gar berufliche (!) Dateien gestohlen werden.

    Was mir aber bei Festplatten zu denken gibt, ist dass diese oft zufälligerweise ;) kurz nach Ablauf der Garantiezeit zu spinnen anfangen und nicht selten ausgetauscht werden müssen…Stichwort eingebautes Verfallsdatum.

  3. Bin auch am überlegen mir ein Chromebook für Reisen zu kaufen – Nur würde ich gerne damit hin und wieder kurze Videos schneiden und die möglichen Webanwendungen dafür sind leider nicht so top..

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