Was machst Du in einer Welt, in der die fossilen Brennstoffe aufgebraucht sind, Energie-Knappheit herrscht und es nicht genug zu essen für alle gibt? Du ziehst dich in den wohl noch einzigst schönsten Ort der Welt zurück: der OASIS. Der virtuellen Welt in der Armut und Hautfarbe keine Rolle spielen, in der es keine Spur von heruntergekommenen und gestapelten Trailer-Parks gibt und du deine Probleme in der Realität vergessen kannst. Der Erfinder dieser Welt James Halliday ist ein waschechter Nerd, der mit Videospielen und der OASIS mehrere Milliarden Dollar verdient hat. Vor seinem Tod bereitet er einen Wettbewerb vor, in der es darum geht drei Schlüssel zu drei verschiedenen Toren zu finden und die dahinterliegenden Aufgaben zu meistern. Wer den Wettbewerb gewinnt erhält nicht nur das Vermögen, sondern auch die volle Kontrolle über die virtuelle Welt. Es beginnt ein Wettbewerb, der viel Geschick in Videospielen, Musik und Filmen aus den 80er Jahren, erfordert. Alle Rätsel von Halliday beziehen sich auf die 80er, in der er sich als Kind schon in Automaten-Videospiele wie Black Tiger zurückgezogen hatte, weil seine Kindheit damals ebenfalls nicht angenehm war. Übrigens kommt daher auch der Buchtitel des Romans: Bei jedem Start von Black Tiger erscheint der Text „Ready Player One“, ganz nach dem Motto „Bist Du bereit zu spielen?“.
Die virtuelle Welt OASIS
Um in die Ontologically Anthropocentric Sensory Immersive Simulation zu gelangen benötigt es eine „Konsole“, Videobrille und Handschuhe mit haptischen Feedback. Dabei unterscheidet sich die Videobrille zu heutigen VR-Brillen darin, dass das Bild direkt auf die Netzhaut des Nutzers projeziert wird. Der Autor Ernest Cline hat hier viele Elemente aus unserer bekannten Welt genommen und vermischt. Wie in World of Warcarft oder GTA V gibt es viele Quests bzw. Missionen zu erledigen und kann seine Spielfigur bzw. Avatar bis auf maximal Level 99 durch das Sammeln von Erfahrungspunkten sammeln. Wie erstmals in Second Life können mit der Spielwährung „Credits“ eigene Areale erworben werden und wie bei Sims den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Burgen, Kommandostationen oder was auch immer einem die Fantasy in den Sinn kommen lässt, sind möglich. Ebenso aber lassen sich auch mit Raumschiffen durch die insgesamt 27 Sektoren, die wie Galaxien aberviele Planete, Monde und Sterne beherbergen, fliegen und Weltraumschlachten führen. Kein Wunder, dass die jüngere Generation im Buch vor der Realität flüchtet und ihre gesamte Lebenszeit in der OASIS verbringt, sodass die junge Generation „die verlorene Million“ genannt wird.
Drei Schlüssel öffnen der Tore drei
Nachdem Tod des Schöpfers James Halliday beginnt ein Wettbewerb um die Herrschaft der OASIS. Hierzu hat Halliday ein Video aufgenommen und auf seiner Webseite veröffentlicht, so wie ein Highscoreboard und eine Sammlung von Tagebucheinträgen und Notizen in Form eines Almanach. Im Video werden die Spielregeln erklärt und das erste Rätsel enthüllt:
Der Protagonist Wade Watts gehört ebenfalls zu den Jägern, die sich der Lösung der Rätsel und das Gewinnen von James Hallidays Wettebewerb verschrieben haben. Er wächst in der OASIS auf, lernt dort Lesen, Schreiben und geht auch dort zur Schule. Was aber wäre solch eine Story ohne einen Antagonisten? Hier tritt die Innovative Online Industries als bösartiges Unternehmen auf, die die OASIS als Zufluchtsort pervertieren will mit der Absicht noch mehr Geld damit zu verdienen. So möchten sie beispielsweise monatliche Abogebühren für den bisher kostenlosen Zugang zur OASIS einführen. IOI schreckt nicht davor zurück über Leichen zu gehen und so muss Wade aka Parzival den Wettbewerb gewinnen, um sich und seine Freunde zu retten.
Die 80er feiern ein Revival
Durch die Obsession vom OASIS-Schöpfer James Halliday über die 80er Jahre, ist es für die vielen Jäger nur möglich die Rätsel zu lösen, indem sie die Leidenschaft für das achte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts teilen. Neben dem Binge Watching von Filmen wie Blade Runner und dem Durchspielen von Kultspielen Pac-Man, Joust, Robotron oder das Text-Adventure Zork, werden die Älteren gefragt, wie es damals in den 80er Jahren war und Dinge wie ein Irokesenhaarschnitt oder verwaschene Jeans werden wieder „modern“. Auch die ersten Computer wie Atari 2600 oder IMSAI 8080 oder Pen & Paper Spiele wie Dungeons of Draggorath spielen eine Rolle. Das Buch hat mir hier einen tollen Einblick in die Anfänge der Computer- und Videospielwelt gegeben, die ich teilweise schon längst vergessen hatte.
Fazit: Lesen lohnt sich!
Ich habe das Buch Ready Player One innerhalb von drei Tagen verschlungen und beim Lösen der Rätsel von Wade mitgefiebert und viel über die 80er gelernt. Klar, dass man hier ein wenig zwischen den 80ern in den USA und Deutschland unterscheiden muss. Mich hat der Autor sehr überrascht, dass obowohl klar sein wird, wie die Geschichte ausgeht, dass es zwischenzeitlich große Tiefen beim Protagonisten Parzival gibt. Jede einzelne Handlung, die vielleicht nicht immer ganz klar ist, ergibt hinterher einen Sinn. Das macht das Buch durchgehend spannend. Ebenso sind die Welten genau beschrieben und meine Fantasie hat sich ein tolles Abbild gezeichnet. Wer nicht ganz so ein Nerd ist, wird trotzdem mit kurzen und prägnanten Erklärungen abgeholt und fiebert dennoch mit, nicht zuletzt, weil sich auch eine Liebesgeschichte in der Story von Ready Player One entwickelt. Ich freue mich weiter darauf, wie die Umsetzung des Films von Stephen King ausfallen wird. Die Renderings von der OASIS im Trailer haben mich auf jeden Fall schon mal geflasht. Ready Player One isst ein absolut lesenswerter Near-Future-Thriller mit wahnsinniger Tiefe und Detailgetreu. Übrigens hat Ernest Cline selbst sogar ein Easter Egg ins Buch eingebaut, dessen Finder sich über seinen DeLorean freuen kann.
War das Buch besser? Ja, definitiv!
Hat man die Story verändert und Teile weg fallen lassen? Klar, sonst hätte der Film wohl eine Laufzeit von vier Stunden.
Dennoch war ich nicht enttäuscht, obwohl meine Erwartungshaltung doch sehr hoch war. Zwar hätte ich mir für die Figuren mehr Tiefe gewünscht, doch in diesem Fall war es von Vorteil, die literarische Vorlage zu kennen, so kannte ich die ganzen Backgrounds. Blöd natürlich, wenn mans nicht gelesen hat, deswegen kann ich Kritiken in diese Richtung gut verstehen.
Die computergenerierte Welt mit all ihren Figuren und Settings sah klasse aus und da wir uns die meiste Zeit dort aufhielten, konnte ich es verschmerzen, dass die „reale“ Welt nicht ganz so pralle rüberkam.