Nachdem ich bereits das Tweetcamp und Braincamp in Köln besucht hatte, stand für mich das Barcamp in Siegen auf dem Plan. Von Bielefeld aus nicht gerade ein Katzensprung, aber dank Blablacar wurden die Spritkosten reduziert und den Hannover Hipster habe ich auch gleich zu seinem ersten Barcamp mitgenommen. Und es hat sich gelohnt. Es gab einige interessante Sessions und das Orga-Team sowie das Siegener Technologiezentrum als Location, waren super!
XING for Dummies
Constanze hat das Buch “XING for Dummies” geschrieben und dazu auch eine Session gehalten, an der ich teilgenommen habe. Das Business-Netzwerk hat ein Wahnsinnspotential: Kontakte ersten, zweiten und dritten Grades, die sich durch die erweiterte Suche durchforsten lassen, frei nach dem Motto “Jemand kennt Einen, der Einen kennt, der Einnen kennt…”.
Ein toller Tipp, um in dem Netzwerk aufzufallen ist es, bspw. beim Formular-Feld “Unternehmen” oder für Studenten bei “Universität” einen Slogan voranzustellen. Für Selbständige eignet es sich auch mehrere Tätigkeits-Gebiete unterzubringen, statt sich für Eines entscheiden müssen. Warum sich strikt an die Vorgaben von XING halten? In die Vorlage pressen sich genug Andere.
Wichtig ist es auch Persönlichkeit zu zeigen. Ein stumpfes Bewerbungsfoto, Angabe der Tätigkeiten und was man sucht, hat jeder auf XING. Apropo Foto, Constanze empfiehlt ein Foto, dass das Gesicht im Großformat zeigt. In den Suchergebnissen von Personalern fällt man so direkt auf und wird besser wahrgenommen.
Zombie-Blog: Monetarisierung und SEO
Die professionelle Texterin Julia betreibt nebenbei einen Zombie-Blog. Es ist ein Experiment, um herauszufinden, wie sich ein Nischen-Blog monetarisieren lässt. Amazon Affiliate-Links und Sponsored Posts sollen Geld in die Kaffeekasse spülen. Julia macht hier in meinen Augen vieles richtig und sorgt für guten Content. Vor allem die Artikelserie “Knifflige Zombie-Fragen” gefällt mir sehr gut. Ich bin mir sicher, wenn Julia mindestens ein halbes Jahr Durchhaltevermögen beweist, dass auch die ersten Euros via Amazon Affiliate-Programm eingenommen werden.
Felix von hees hat die Session dann mit Tipps zur Suchmaschinenoptimierung abgerundet. Hier waren wir uns alle einige: der Author Rank wird dieses und nächstes Jahr eine große Rolle spielen. Die Google+ Profile erscheinen auch bei unseren Blogbeiträgen hier auf Bitpage und ich weiß mittlerweile aus Erfahrung: Suchergebnisse mit Autorenbild werden eher angelickt als Ergebnisse ohne.
Post Privacy
Der hybr1s vom Hackspace Siegen, kurz HaSi genannt, hat die Session “Post Privacy” gehalten und uns seine digitalen Spuren im Netz präsentiert. Post Privacy ist im Prinzip kurz erklärt und meint die komplette Aufgabe der Privatsphäre im Internet.
Es wird einfach alles, was möglich ist, online gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ich bin zwar kein Freund davon, wirklich alles Mögliche online zu archivieren, aber vor allem Moviepilot, Wolfram Alpha und 23andme.com habe ich als wertvolle Hinweise aus der Session mitnehmen können.
Moviepilot ist ein Bewertungsportal für Filme, dass mit Hilfe der eigenen Filmbewertungen noch nicht gesehene, relevante Filme vorschlägt. Klasse Sache für Filmliebhaber wie mich. Sehr interessant fand ich 23andme.com, das ein Projekt ist, wo man sein Genom analysieren und z.B. auf Krankheiten untersuchen lassen kann. Das kostet 99 US-Dollar, was günstig im Gegensatz zu sonst 5.000 US-Dollar. Bei 23andme kann man sich dann entscheiden, welche Ergebnisse man selbst gar nicht wissen möchte und welche man der Öffentlichkeit auf seinem Profil mitteilen will. Für Anhänger des Post Privacy quasi ein Leckerbissen.
Was ich bis dato nicht wusste ist, dass Wolfram Alpha auch das eigene Facebook Profile analysieren kann. Neben einer sonst relevanten intelligenten Suche zu allgemeinen Themen, lässt sich herausfinden, welche Posts bspw. die meisten “Likes” bekommen hat und welche am häufigsten geteilt wurden.
Kreativitätstechniken
Julia hat sich kurzfristig entschlossen die Session Kreativitätstechniken zu halten und wir haben in der Session fleißig die verschiedensten Techniken gesammelt, um an neue Ideen zu kommen. Da wir sehr viele Techniken angerissen haben, möchte ich vor allem Freewriting, Kopfstandtechnik, 635 und das World Café kurz hier etwas näher drauf eingehen. Beim Freewriting, was auch als automatisches Schreiben bekannt ist, schreibt man einfach Ideen und Gedanken zu einem Thema auf und selbst wenn man nichts mehr zu schreiben weiß, fängt man halt an zu malen. Hauptsache die Hand steht nicht still bis das Blatt voll ist.
Interessant ist auch die Kopfstandtechnik, bei der man in die gegengesetzte Richtung denkt. Am Beispiel vom Hackspace Siegen: Was können die HaSis tun, um kein Neues Laminat für deren Hackspace zu bekommen? Sie würden auf keinen Fall örtliche Baumärkte auf Reste oder Spenden ansprechen!
Constanze hat bei der Session die 635-Technik als Alternative zum Brainstormen vorgestellt. Viele können leider nicht richtig Brainstormen, da sie dabei aufkommende Ideen direkt bewerten und das absolut verboten ist beim Brainstormen. Bei der 635 Technik schreiben 6 Leute je 3 Ideen auf einen Zettel mit 3 spalten und 6 Zeilen. Dabei ist es wichtig die vorangegangenen Ideen beim Rumgeben mit aufzugreifen.
Hinterher hat man dann genug Ideen, die man analysieren und bewerten kann.
Sehr toll um viele Meinungen aus den unterschiedlichsten Schichten und von den verschiedensten Personen zu einem Thema zu bekommen, ist das World Café, von dem Julia erzählt hat. Dabei trifft sich Jeder, vom Punk bis zur Oma, vom Anwalt und Politiker bis zum “Malocher” und Handwerker, zu einem Thema im “World Café”. Das könnte z.B. die Stadt Siegen zum Thema “Wie machen wir Siegen schöner?” sein und bekommt in Gegenleistung zu Kaffee und Kuchen jede Menge Ideen, wie sich Siegen verbessern kann.
Weitere Kreativitätstechniken und Anregungen waren Kreativwalk, Dialogtechnik (man redet mit dem Problem), Kribbeln im Kopf, Clustering, Die erzwungene Beziehung (Forced Relationship), die ABC-Liste und die Fazinationsanalyse.
Interviewtechniken
Gerade als Blogger fand ich Florian Adams Session zum Thema Interviewtechniken super interessant. Er selbst ist Journalist bei der Westfalen Post Siegen und beherrscht Interviews ohne sich dabei Notizen machen zu müssen.
Wichtig ist es, dass beim Interview der Interviewte im Vordergrund steht und nicht der Fragesteller. Der interviewer sollte sich vorbereitet haben und dem Interview einen roten Faden geben. Es ist auch erlaubt Abkürzungen oder Sachverhalte zu erfragen. Sich aufzuschreiben “BLB” googeln, um das “Gesicht” zu wahren, verspielt die Chance das Interview in die wünschenswerte Richtung zu leiten.
Laut Pressekodex Bedarf jedes Interview als letzten Schritt eine Autorisation des Interview-Partners. Liegt diese Schluss endlich nicht vor, darf das Interview nicht veröffentlicht werden. Laut Pressekodex, aber manche Redaktionen mit vier großen Buchstaben…
Der Journalist bzw. der Interviewer muss es schaffen, dass Interview auch im Nachhinein beim Transkribieren bzw. Aufschreiben des Gedächtnisprotokolls, das Interview zielgruppengerecht verständlich aufzuarbeiten.
Hier muss eventuell beim interviewten Physiker Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass die Leser keinen naturwissenschaftlichen Hintergrund auf akademischen Niveau haben und es notwendig ist auf das leicht verständliche Niveau der Sendung mit der Maus “herunter” zu gehen.
Wichtig ist auch die Authentizität des Interviews nach der Autorisation aufrecht zu erhalten. Florian nannte hier das Beispiel eines Interviews mit einer jungen Azubine als Bäckereifachverkäuferin, die nach der Änderungen des Chefs bei der Autorisierung statt “Kunden dürfen auch probieren” “Selbstverständlich dürfen die Kunden unsere Produkte auch verkosten” gesagt hat.
Der Leser merkt, dass dies im Nachhinein geändert wurde, weil es nicht die Worte der jungen Azubine sind. Deswegen sollten Interview beim Schreiben des Interviews auch nicht die eigenen Worte nutzen, um den Inhalt des Interviewten aufs Blatt Papier zu bringen.
Shareconomy & Containern
Spontan haben Esteban und ich eine Session zum Containern und Shareconomy gehalten. Dabei hat Esteban über Dumpster Diving bzw. Containern geredet und gezeigt, was die dahintersteckende Community alles an super tollen Lebensmittel aus den Containern und Mülleimern der Supermärkte herausholt. Fasziniert haben mich die 6 Kilogramm Ritter Sport und 40 Packungen Twix. Solche Sachen werden innerhalb eines Tages aus Lagerplatzgründen weg geschmissen. Wir leben leider in einer Gesellschaft, die mit dem Problem des “Zu viels” zu kämpfen hat.
Bei meinem Teil über Shareconomy habe ich z.B. Foodsharing.de vorgestellt, bei denen sich auf der Plattform Lebensmittel vermitteln lässt, dass sonst nicht mehr gebraucht wird. Ein Anfang in die richtige Richtung und Bedarf unser aller Aktivität dort nicht mehr benötigte Lebensmittel einzustellen.
Mein Steckenpferd war natürlich Tamyca, wo Ihr das Bitpage Automobil bereits ab 8,50€ für 4 Stunden mieten könnt. Den Mietpreis kann jeder für sein Auto selbst festlegen. Im Preis ist auch eine Vollkasko-Versicherung der R+V mit enthalten inklusive Schutzbrief (ähnlich ADAC Pannenhilfe).
Über BlaBlacar und Flinc lassen sich sicherer und vor allem sehr schnell Mitfahrgelegenheiten finden. Auf Grund von Bewertungen wird eine höhere Sicherheit geboten. Was mir an Blablacar sehr gut gefällt ist, dass die Handynr. für Fahrer und Mitfahrer gegenseitig sichtbar sind und eine schnelle Kommunikation gewährleistet ist.
Mitschnitte der Sessions
Der Hybr1s (Twitter: @hybr1s) vom Hackspace Siegen hat viele Sessions fleißig mitgeschnitten und stellt Sie hier zur Verfügung. Vielen Dank auch für die Erlaubnis, dass ich sie selbst anbieten darf: Klick hier, um alle mitgeschnittenen Sessions gepackt herunterzuladen.
Folgende Sessions wurden mitgeschnitten:
- Zeitungsmord
- Google Glasses
- Greenspace
- Shareconomy
- Gender und Sprache
- Das CMS im Fokus
- Ich kann Technik und Du auch
- Selbstmarketing für ruhige (introvertiertere) Menschen
- Kreativitätstechniken
- Zombies im Netz + SEO Talk
- Kinder und Facebook
- Edutainment
- HTML5
- 3D-Drucker
- Crafting Bier (Bier brauen, yam!)
- Cloud Computing
Fazit
Dsa Barcamp Siegen war super. Das Orga-Team hat sehr gute Arbeit geleistet und die Barcamper super versorgt. Es gab jede Menge Kaffee, Cola, Fanta, Wasser zusammen mit Kuchen, Bannen und einem leckeren Mittagessen vom Caterer mit der Auswahl zwischen mehrere Gerichten. Auch an Vegetarier wurde gedacht.
Die Räumlichkeiten im Siegener Technologiezentrum waren sehr passend. Der einzige Nachteil ist die schlechte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Aber hey, es gibt ja Blablacar. ;-)
Ich freu mich schon auf nächstes Jahr und hoffe, dass mir nichts dazwischen kommen wird. Übrigens waren der Hipster und ich mit Paderborn und Bielefeld diejenigen mit der weitesten Anreise:
Lieber Christopher, erst mal vielen Dank für diesen tollen, unglaublich umfangreichen Artikel mit so viel Einblick, dass ich auch noch von Sessions mehr erfahre, in denen ich nicht teilnehmen konnte. Dann ganz lieben Dank, dass du meinem Monetarisierungs-Experiment-Zombie-Blog den schönen Backlink beschert hast (und damit auch schon Besucher, wie meine Statsitik mir verrät! :-)) Und dann: DANKE für deine Mühe, gleich an zwei Tagen aus Bielefeld anzureisen! Für die Orga sagt mir das: Wir müssen unbedingt künftig für die Weitgereisten im Vorfeld Übernachtungsmöglichkeiten sammeln – es gibt in Siegen billige Zimmer mit schlechtem Online-Auftritt; die zusammenzustellen, ist künftig Aufgabe fürs Orgateam! (Mein Gästezimmer steht dir in Folgejahren übrigens sowieso zur Verfügung, wenn du Lust hast!)
Du warst eine großartige Bereicherung an diesem Wochenende, und ich freue mich sehr, dich kennengelernt zu haben! (Deine Session war übrigens auch toll – noch ein Grund zum Danken! :-))
Grüße nach OWL (meine Heimat übrigens; hatte ich das am WoE erzählt?!)
Hey Julia,
das freut mich, dass Du hier kommentierst und noch von anderen Session mehr erfahren konntest. Ich bin mit Sicherheit nächstes Jahr gerne wieder mit dabei und würde mich freuen, dann dein Gästezimmer in Anspruch zu nehmen. Meine Freundin ist auch schon vorgewarnt und die Genehmigung dafür erteilt. ;-)
Ich hoffe, dass dann bei den günstigen Zimmern mehr Leute von außerhalb kommen. Ich nehme gerne auch wieder Leute aus Bielefeld, Paderborn oder Dortmund mit. :-)
Wir lesen uns bestimmt noch. Grüße zurück ins Siegener Land. (nee hattest Du gar nicht erwähnt, dass OWL deine eigentliche Heimat ist.)